Einblicke in die Geschichte der Harzregion

Der älteste Nachweis der Anwesenheit des Menschen im Harz haben die "Rübeländer Tropfsteinhöhlen" erbracht. Stein- und Knochengeräte belegen, das der Mensch diese Höhlen vor der letzten Vereisungsperiode als Rastplatz genutzt hat (etwa vor 50 000 Jahren). Sie erlegten dabei auch den Höhlenbären, dessen Knochen ebenfalls in den Tropfsteinhöhlen gefunden wurden.
Als der Mensch dann sesshaft wurde siedelte er vorzugsweise an den Seen und Flüssen des Harzvorlandes. Er ging nur gelegentlich etwas weiter in das Gebirge um passende Steine für seine Werkzeuge zu finden oder um zu jagen. Daran hat sich bis zum Ende der Bronzezeit nicht viel geändert. Erst mit der Eisenzeit ging der Mensch öfter in den Harz. Er brauchte jetzt viel Holz für Holzkohle (wichtiges Material beim metallurgischen Prozess der Eisenerzeugung).
Rings um den Harz schlossen sich in der 2.Hälfte des letzten Jahrtausend v. u. Z. die ein-
zelnen kleinen Gruppen zu großen Stammesverbänden zusammen. Im Norden drangen die Germanen vor, den Osten bevölkerten die "Hermunduren" und im Westen waren es die "Cherusker".
Etwa um 400 u.Z. hatte sich aus dem Süden das Thüringer Reich über den Harz bis zur Ohre ausgedehnt.
Damit war es aber schon 521 vorbei, denn nach einer Schlacht kam der Harz zu Sachsen. Die behielten ihn rund 200 Jahre lang, bis die Franken ihn unter "Karl dem Großen" in Besitz nahmen. Mit den Franken kam im Harzraum auch die Christianisierung in Gang.  Das ganze Gebirge wurde als Reichsbannforst dem Königsgut zugeschlagen. Es ent
standen Pfalzen rings um und im Harz weil ein Königreich, nicht wie der Staat heute, keine Hauptstadt hatte und der König immer in seinem Reich unterwegs war. Kleinere Pfalzen dienten nur als Stationen auf der Reise oder zum Jagdaufenthalt, in den großen fanden dann die Reichstage statt.
In der Pfalz Wallhausen heiratete der spätere "Heinrich I." 909 seine Frau Mathilde und auch sein Sohn der, spätere "Otto I." wurde hier geboren (912). Das heutige Renaissance- Schloss entstand 1570-1620.
In Quedlinburg, südwestlich des Schlossbergs, lag der Königshof "Heinrich I." Heute bekannt durch die "Sankt Wiperti- Kirche" mit der berühmten Krypta. Diese wurde etwa um 1000 in eine dreischiffige Basilika eingebaut.

Heinrich I.

Schloss Wallhausen
Sankt Wiperti - Das Portal stammt allerding von der ehemaligen Klosterkirche auf dem Münzenberg. Der Originalstandort kann besichtigt werden.
Die Kaiserpfalz Werla wurde von "Heinrich II." 1005 nach Goslar verlegt. Aber erst die Salier "Konrad II." und "Heinrich III." mach-
ten sie durch ihr Aussehen und die darin veranstalteten prunkvollen Reichstage berühmt.
Langsam wurden die Menschen aber auch im Gebirge ansässig. Es waren zuerst Berg-
leute. Im östlichen und südlichen Teil gab es Kupfer, bei Gernrode Blei und bei Tanne wurde Eisen verhüttet. Im 8./9. Jahrhundert gab es auch schon Fernhandelswege über den Harz hinweg.Aber auch das karolingische Reich zerfiel und Anfang des 10. Jahr-
hunderts bildeten alle deutschen Herzogtümer ein Königreich. Der sächsische "Herzog Heinrich I." wurde "König Heinrich I.". Er gründete das Stift Quedlinburg , das seine Frau Mathilde bis 966 leitete.
936 bestimmte "Heinrich I." seinen Sohn Otto zu seinem Nachfolger. "Heinrich I." starb am 2.7.936 in der Pfalz Memleben und wurde in der Pfalzkapelle der Quitilingaburg beigesetzt (heute Stiftskirche in Quedlinburg) Seine Frau Mathilde starb am 14.3. 968 und wurde neben "Heinrich I." beigesetzt.

Unter "Otto I." wurde "Markgraf Gero" mit der Sicherung der Ost-
grenze gegen die Slawen betraut. In seinen Eigengütern gründete er 950 das Benediktinerkloster Frose und die Burg Geronisroth. Den Plan, in der Burg ein Kanonissenstift zu errichten, fasste Gero noch mit seinem Sohn Siegfried. Sie übergaben beide ihren Besitz dem Stift. Als Siegfried 959 starb wurde seine Frau Hathui Äbtissin. In diesem Jahr erfolge auch der Baubeginn der Stiftskirche.
Nach dem aussterben des Geschlechts der Ottonen trugen die Salier die Krone. Sie hegten den Plan rund um den Harz eine geschlossene Krondomäne zu schaffen. Das führte natürlich mit den ansässigen Adel zu großen Auseinandersetzungen. Heinrich IV. ließ zwar noch zum Schutz ringsherum Burgen errichten, aber die Zentralgewalt des Kö-
nigtums gab es nicht mehr und so erlangten die ansässigen Adligen die Oberhand. Der Harz war als Eigentum der Krone verloren. Die Harzgrafen erweiterten nach und nach ihren Besitz durch Rodungen und bemächtigten sich auch des Bergbaus. Sie mussten zwar den Bergleuten Zugeständnisse machen um sie anzulocken, aber die Gewinne für die Landesherren waren dennoch beträchtlich.
Einer der Harzgrafen war "Graf Hoyer vom Falkenstein". Auf seiner Burg entstand ein Buch, dessen Inhalt teilweise heute noch in unserem "Bürgerlichen Gesetzbuch" wie-
der zu finden ist. Das Buch heißt "Der Sach-
senspiegel". Der Edelmann "Eike von Rep-
gow" hat es zwischen 1220 und 1230 ver-
fasst. Das Rechtsbuch des Mittelalters fand weite Verbreitung, da es auch allgemeine Beschreibungen des Rechts seiner Zeit enthält und somit nicht nur auf Sachsen beschränkt blieb. Es enthält das "Land-
recht" als Gewohnheitsrecht des Bauern-
volkes und die Ordnung seines Adels- das "Lehnrecht".

Der Sachsenspiegel


Die Burg Falkenstein

Wenn es um Verteilung von Macht und Ländereien ging, dann durften in dem Gerangel natürlich die Kirchefürsten nicht fehlen. Sie gingen mal mit der einen Partei und mal mit der anderen, immer so, dass sie den größten Nutzen davon hatten. Oder sie zettelten selber Streitereien an.
An den Kreuzungspunkte der Handelswege entstanden aus kleinen Marktflecken mit der Zeit Städte die durch den Fernhandel zu Wohlstand kamen.
br> Durch die Privilegien der Bergwerksbetreiber kamen auch die Orte in den großen Berg-
werksrevieren zu Wohlstand. Der Wohlstand der Kaufleute war natürlich abhängig davon ob in den Landen Krieg oder Frieden war. In den Bergstädten war man eben abhängig von der jeweiligen Ausbeute der Gruben.
Im Zuge der "Reformation" unter Martin Luther, im 16.Jahrhundert kam es zur Auflösung von Klöstern. Das nutzten natürlich auch die Harzgrafen zu ihrer Bereicherung aus. Sie waren meist schon vorher als "Schutzvögte" der Klöster eingesetzt und so war es für sie dann ein leichtes Spiel, sich die Ländereien und Reichtümer der Klöster anzueignen.
Nicht genug, dass sich Kaiser, Könige und alle sonstigen Fürsten in den deutschen Lan-
den und Europa ständig bekriegten, jetzt bestand noch ein Grund mehr- sie waren nun noch in Katholiken und Lutheraner gespalten. Es wäre ja "schlimm für die Weltge-
schichte" gewesen, wenn die Herrschaften daraus keinen Krieg gebastelt hätten. Aber die Weltgeschichte wurde nicht langweilig, schon gar nicht für die Bevölkerung um und im Harz. Es kam die Zeit des "30jährigen Kriegs".
Im Laufe der Zeit hat es sich aber bei den Kriegsparteien herum gesprochen, dass im Harz äußerste Vorsicht geboten ist. Es hatte sich Widerstand formiert. "Die Harzschüt-
zen", heute würden man "Guerilla- Kämpfer" sagen, waren im ganzen Harzraum unter-
wegs um den durchziehenden Truppen das leben schwer zu machen. Es waren immer nur stärkere "Nadelstiche", aber jeder Feldherr war froh, wenn er aus dem Harz heraus war oder nicht über ihn ziehen musste. Die "Harzschützen" bekamen natürlich aus der Bevölkerung des Harzes und dem Vorland große Unterstützung. Soweit es für die Harz-
grafen nützlich war, haben sie die "Harzschützen" gewähren lassen oder sie auch in kleinem Umfang unterstützt. Gegen Ende des Krieges hat man dann aber mit Hilfe von Verrat und der Ausnutzung der Gutgläubigkeit der "Harzschützen" auch diese dann "ins Messer laufen" lassen. Es bestand die "Gefahr", dass die "Harzschützen" als Gegenlei-
stung für ihren patriotische Einsatz eine merkliche Verbesserung der Lebensverhält-
nisse der Bevölkerung einfordern könnten- eventuell auch mit Waffengewalt.
Nach dem Krieg kam als erstes der Bergbau langsam in Gang. Der Bergbau war schon wegen des Silbers sehr wichtig für die Finanzen. Geld wurde für die Fürsten immer wichtiger, weil man für die Hofhaltung nach französischem Vorbild viel Geld brauchte.
Der wirtschaftliche Aufschwung war aber nur durch die Einführung neuer Produktions-
weisen möglich. Neue Lagerstätten wurden erschlossen und die dazu gehörigen Abbau-
methoden verbessert. Das erforderte aber auch eine verbesserte Erzaufbereitung. Schließlich mussten auch die Hüttenwerke modernisiert und erweitert werden.
Die gesamte Industrie, ob Holzverarbeitung, Bergbau oder die anschließende Erz- und Metallverarbeitung war von einem Rohstoff abhängig - dem Wasser. Ohne Wasser drehte sich kein Rad! Die Bäche und kleineren Harzflüsse lieferten nicht so kontinuierlich Was-
ser, wie es zum Antrieb der unzähligen Wasserräder gebraucht wurde. Die Niederschläge richteten sich auch nicht nach dem Bedarf. So hat man im Harz über viele Jahre an dem "Oberharzer- und Unterharzer Teich- und Grabensystem" gearbeitet. Diese Systeme dienen der Wasserhaltung im jeweiligen Gebiet (Sammelgräben, Stauteiche, Verbund mehrer Teich und auch Mehrfachnutzung des Wassers).
Das Thema "Bergbau" ist sehr interessant und umfangreich. Zu empfehlen ist das Buch "Historischer Bergbau im Harz" von Wilfried Ließmann.
Es soll hier nur noch eine Erfindung von historischer Bedeutung genannt werden. Im Jahr 1834 hatte der "Oberbergrat Albert" in Clausthal eine bahnbrechende Idee. Er ließ, nach dem Vorbild der Hanfseile, aus mehreren einzelnen Eisendrähten ein Seil anfer-
tigen. Wie wir nun wissen ist das Drahtseil aus dem heutigen Leben nicht mehr weg zu denken.
Die Hüttenindustrie war ein bedeutender Wirt-
schaftszweig. Sie war aber von einem Handwerk abhängig, dass das Aussehen der Harzlandschaft mit verändert hat - die Köhlerei. Der Bergbau brauchte zum Stollenausbau schon sehr viel Holz, aber der Bedarf an Holz  zur Holzkohleherstellung war riesig. Es kam zum Raubbau und wenn wieder neu gepflanzt wurde, dann waren es schnell wach-
sende Fichten. So kommt es das auf Grund ihrer allgemeinen Eigenschaften der Harz fast nur aus Fichtenwald besteht.

In Deutschland erhob jedes kleine Fürstentum an seiner Grenze Zölle. Erst mit der Reichsgründung 1871 vielen diese Zollschranken weg. Das war für den wirtschaftlichen Aufschwung nur förderlich. Bismarck war "Reichskanzler" und "Graf Otto von Stolberg- Wernigerode" war 1872/76 und 1893 Präsident des preußischen Herrenhauses und 1878/81 Vizekanzler des Deutschen Reiches und damit Stellvertreter Bismarcks.
Eine wichtige Rolle bei der wirtschaft-
lichen Entwicklung des Harzes spielte die Anbindung des Harzes an das Eisenbahn-
netz und die Weiterführung in das Gebirge hinein. 1862 wurde Thale von Halberstadt über Quedlinburg angeschlossen, 1885 war die Verbindung Aschersleben- Bal-
lenstedt- Quedlinburg fertig und 1886 war Nordhausen am Schienennetz. Es wurden dann noch Stichbahnen in den Harz hinein gebaut. 1887 fuhr man schon von Langels-
heim nach Clausthal- Zellerfeld, 1885 von Blankenburg bis Rübeland und 1886 von Gernrode bis Harzgerode.


Der Bahnhof Quedlinburg auf einer alten Ansichtskarte. Den Personenzug nach Thale führt eine Lok der preußischen Gattung T9.3.


Güterzug im Bahnhof Clausthal-Zellerfeld um 1910

alter Bahnhof "Rübeland" um 1895
Wenn auch die verschiedenen Industriezweige im Aufschwung begriffen waren, so lebte doch die arbeitende Bevölkerung in sehr bescheidenen Verhältnissen. Meist hatten nur die Männer einen Arbeitsplatz und die Frauen mussten sich zu Haus um die kleine Land-
wirtschaft und die Kinder kümmern. Bei ihnen reichte es auch nur zu "Bergmanns-
kühen" (Ziegen).
Mit der Industrialisierung entstand aber auch ein wohlhabendes Bürgertum, das sich es leisten konnte, aus den stinkenden Städten heraus in die "Sommerfrische" zu fahren. Das nutzten viele Harzbewohner aus, rückten selber noch ein Stück zusammen und konnten so das freigewordene Zimmer vermieten. Es folgten dann auch bald die ersten Pensionshäuser. An einigen stellen des Harzes ergaben chemische Untersuchungen, dass das Quellwasser für Kuranwendungen genutzt werden kann.
Für die Harzbewohner gab es keine Verbesserungen ihrer Lebensverhältnisse. Die Arbeit war beschwerlich, der Lohn gering und die Lebenshaltungskosten hoch. Es musste ja alles in die Harzdörfer hinauf geschafft werden. Die Landwirtschaft brachte wegen der Boden- und Klimaverhältnisse nur geringe Erträge. Der I.Weltkrieg ver-
schlimmerte die Lage nur noch mehr.
Der Friedensvertrag, den Deutschland nach dem Krieg unterschrie-
ben hat, brachte auch die bescheidenen Anfänge des Segel- und Motorflugs zum Erliegen. In den "Heidbergen" bei Quedlinburg gab es schon vor dem Krieg dafür ein Flugfeld. Der Magistrat der Stadt hat aber im Laufe der 20er Jahre immer wieder versucht, Quedlinburg und Luftfahrt wieder zusammen zu bringen. Bis dann 1927 südlich von Quedlinburg (beim heutigen Modellflugplatz) doch ein Verkehrslande-
platz errichtet wurde, den die "Deutsche Lufthansa" regelmäßig an-
flog. Bis die Luftwaffe 1935 den Platz übernahm und ihn zum Flieger-
horst ausbaute.


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Im selben Jahr begann im südlichen Harzvorland, bei Nieder-
sachswerfen (zwischen Ilfeld und Nordhausen) eine Baumaß-
nahme. Im "Kohnstein", ein Anhydrit- Massiv, sollte ein unter-
irdisches, bombensicheres Zentrallager für Kraft- und Schmier-
stoffe gebaut werden. Bei langfristiger Kriegsvorbereitung nichts besonderes und das, was am Ende daraus wurde nicht vorher-
sehbar.


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1937 war die geplante Anlage fertig. Das angefallene Material wurde gleich in der Nähe verarbeitet und führte so zu einem geringeren Kostenaufwand. Das ermunterte die Be-
treiber, die ganze Anlage durch den Berg zu verlängern. Bevor der 3. Bauabschnitt fertig war kam es zu einem Besitzerwechsel des Stollensystems. Der II.Weltkrieg war in vol-
lem Gange und man gedachte ihn, unter anderem mit der Wunderwaffe "A4" zu gewin-
nen. Es hatte schon viele Bombenschäden in Deutschland gegeben und musste schnell-
stens alle wichtigen Waffenproduktionen unter die Erde bringen.
Dazu war das Stollensystem sehr willkommen. Zu erst schaffte man KZ- Häftlinge heran um das System fertig aus dem Berg zu hauen. Viele sind schon bei dieser Arbeit zu Tode gekommen, weil sie nicht nur mörderisch schuften mussten, sondern in dem Staub und Lärm auch noch schlafen sollten. Das KZ vor dem Stollensys-
tem wurde erst später errichtet. Anschließend waren auch Häft-
linge zur Produktion eingeteilt. Weil das Gestein verhältnismäßig leicht abzubauen geht, sind in der ganzen Gegend fast alle Berge unterhöhlt. Der Stollenvortrieb ist weit fortgeschritten, aber einen kriegsentscheidenden Nutzen konnte nicht mehr erzielt werden. Wegen der vielen Bauvorhaben gab es dann auch in der Gegend viele KZ- Außenlager, wo wiederum viele Menschen geschunden wurden.


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Auch in der Nähe von Halberstadt (Langenstein) war ein KZ. Die Häftlinge haben die "Thekenberge" unterhöhlt. In diese Stollen (Deckname "Malachit") sollte die Flugzeugproduktion verlagert werden.


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Im Rahmen einer Führung kann ein kleiner Teil von "Malachit" besichtigt werden
"KZ-Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge"

Aus der Mitte der 30er Jahre gibt es aber auch etwas erfreuliches zu berichten. Auf dem Brocken wird der welterste Fernsehturm in Betrieb genommen. Über ihn werden dann auch die Berichte über die Sommerolympiade in Berlin übertragen. Er ist dann am Ende des Krieges amerikanischen Bomben zum Opfer gefallen. Für das "DDR- Fernsehen" wurde ein neuer errichtet.
Bekanntlich haben sich während des II. Weltkriegs die USA, England und die Sowjetunion darüber geeinigt, wie nach ihrem Sieg über Hitler- Armee, Deutschland aufgeteilt werden soll. Der Harz wurde an der heutigen Grenze "Niedersachsen / Sachsen- Anhal" geteilt. Die westliche Seite sollte britische Besatzungszone werden und die östliche sowjetische Besatzungszone. Da die Amerikaner aber sehr schnell von Westen her voran kamen nahmen sie also auch den Harz ein und kamen bis zur Elbe. Sie nahmen unter anderem auch die ganzen unterirdischen Produktionsanlagen bei Nordhausen ein. Obwohl es laut Vertrag "Eigentum" der späteren sowjetischen Besatzer war, bauten die Amerikaner alles, was sie für ihre eigene Waffenforschung brauchten ab. Als die Sowjetunion dann dieses Gebiet besetzte, und sah was hier produziert worden war, musste sie in viel Kleinarbeit aus den Resten von Teilen und durch Rekrutierung ehemaliger Arbeiter die "A4" und andere "Geheimwaffen" rekonstruieren. Eine Produktionsaufnahme im erfor-
derlichen Maße und eine Weiterentwicklung der Waffen war aber in der sowjetischen Besatzungszone nicht möglich. In einer Nacht- und Nebelaktion wurden alle wichtigen Leute in die Sowjetunion gebracht. Sie mussten die dortigen Waffenspezialisten anler-
nen und kamen erst zurück, als die sowjetischen Experten allein und geheim an eigenen Waffensystemen arbeiten wollten.
Im März 1945 begannen sich die amerikanischen Truppen in Hessen und Westfalen zum Vorstoß auf die Elbe zu formieren. Die an Rhein und Ruhr geschlagenen deutschen Ver-
bände waren eingekesselt oder aufgerieben. Das Oberkommando der Wehrmacht sam-
melte diese Truppen und stellte zwei neue Armeen auf und glaubte, damit den amerika-
nischen Vormarsch aufzuhalten oder wenigstens abzuschwächen. Diese Armeen sollten in "Großräumen" agieren. Einer davon sollte der Harz sein. In der letzten Phase des Krie-
ges war der Harz ein Zufluchtspunkt für viele Dienststellen der Reichsministerien und eben auch viele Rüstungsbetriebe geworden. Der Harz musste auf jeden Fall "feindfrei" gehalten werden. Er wurde zur Festung erklärt (8. April 1945).
Die größten Kampfhandlungen gab es deshalb auch am Harzrand. In Nordhausen und Halberstadt wurden die Innenstädte fast vollständig durch Bombe zerstört. Auf deutscher Seite wurde alles was ein Gewehr oder eine Panzerfaust trage konnte zur "Verteidigung" heran gezogen. Angefangen von den Kindern der "HJ" bis zu den Rentner (Volkssturm). Obwohl es gefährlich war, so gab es aber gegen viele unsinnige Befehle auch Wider-
stand und viele Orte wurden kampflos übergeben.
Die letzten Kriegstage im Harz sind in zwei Kleinen Büchern sehr anschaulich beschrieben:
Manfred Bornemann- "Schicksalstage im Harz" und "Die letzten Tage in der Festung Harz".
Zu den Rüstungsprojekten im Kohnstein und Umgebung gibt es ebenfalls ein sehr interessantes Buch:
Manfred Bornemann - "Geheimprojekt Mittelbau".
Die Niederlage Deutschlands führte also dazu, dass das Land in Besatzungszonen aufgeteilt wurde - die amerikanische, die britische, die französische und die sowjetische.
Die Grenze der 3 westlichen Zonen zur sowjetischen Zone war gleichzeitig auch die Grenze zwischen 2 Wirtschaftssystemen - im Westen das kapitalistische und im Osten das entstehende sozialistische System. Dieser Unterschied verhinderte, dass wieder ein ganzer deutscher Staat entstehen konnte. Im September 1949 wurde auf dem Gebiet der Westzonen die "BRD" gegründet und im Oktober 1949 in der Ostzone die "DDR".
Der Harz gehörte im Westen zum Land Niedersachsen und im Osten zu Sachsen- Anhalt und Thüringen. 1952 wurden im Osten die Länder aufgelöst und Bezirke gebildet. Der Harz gehörte nun zu den Bezirken Erfurt, Halle und Magdeburg.
Im Westharz war die große Zeit des Bergbaus sowieso vorbei. Die Wirtschaft basierte nun auf kleinen Untenehmen und Dienstleistern. Als "Zonenrandgebiet" gab es auch För-
dergelder. Mit dem allgemeinen raschen wirtschaftlichen Aufschwung der BRD kam na-
türlich auch der Tourismus und die Kureinrichtungen wieder in Schwung. Angelockt na-
türlich auch durch die innerdeutsche Grenze, die aus der Nähe zusehen war.
In der DDR waren die Startbedingungen sehr schlecht. Wegen der Reparationszahlungen wurde erst viel demontiert, und an etwas Ähnlichen wie den "Marshallplan" im Westen, war nicht zu denken. Im Gegenteil, die stationierte "Rote Armee" der UdSSR musste mit versorgt werden.
Im Osten wurde der Bergbau weiter betrieben, zum Teil war er noch ergiebig und ande-
rerseits wollte man vom Weltmarkt unabhängig sein und Devisen sparen. Doch Ende der 60er Jahre musste der Eisenerzabbau eingestellt werden, er war selbst für DDR- Verhält-
nisse unwirtschaftlich geworden. Kupfer und Flussspat wurden aber bis zur Wiederverei-
nigung weiter gefördert. Außer Bergbau gab es im und um den Harz in jedem Ort Arbeits-
möglichkeiten im produzierenden Bereich.
Die vielen Hotels im Ostharz wurden entweder vom "Freien Deutschen Gewerkschafts-
bund" oder aber als Betriebsferienheime betrieben. Der Urlaub darin war subventioniert- also billig- und an die Ausstattung durfte man meist keine besonderen Erwartungen stel-
len. Zu diesen Heimen gehörten dann noch in den Orten viele Zimmer, die in privaten Häuser durch Vertrag mit dem Heim bereitgestellt wurden. Das war für die Vermieter ein schöner Pfennig neben bei.
Alles, der sichere Arbeitsplatz in den Betrieben, die Nebeneinkünfte als Vermieter, fiel plötzlich mit der Wiedervereinigung weg. Die Wirtschaft war kaum wettbewerbsfähig- viele Betriebe wurden geschlossen und in die Hotels und Privatunterkünfte kam auch niemand mehr- aus Geldmangel, weil der DDR- Bürger nun in die Welt reisen konnte und weil die Bürger aus den "alten Bundesländern" besseren Standard gewöhnt sind.
Nach der Wiedervereinigung gehört der Harz im Westen zu Niedersachsen und im Osten zu Sachsen- Anhalt und zu Thüringen.